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Europa unter Druck. Internationale Tagung zur Sprache des (Rechts-)Populismus

im IHS 22. – 26. Mai 2019

 

Ob in Dänemark, Frankreich, Polen, Estland, der Ukraine, zuletzt in Spanien und natürlich auch in Deutschland: Überall in Europa gewinnen (rechts-)populistische Parteien und deren Positionen an politischem Einfluss, nimmt die „Trumpetisierung“ zu. Fremdenfeindliche Rhetorik droht zum Mainstream in öffentlichen Debatten zu werden. Etablierte Parteipolitiker übernehmen populistische Positionen. Migranten, Muslime und weitere gesellschaftliche Minderheiten bekommen die rhetorische Ausgrenzung zu spüren.

Eine Woche vor der Europawahl – vom 22. bis zum 26. Mai – untersucht eine Tagung mit Gästen und nachgefragten Referenten aus ganz Europa im Internationalen Haus Sonnenberg die allgemeine politische Lage auf dem Kontinent.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenpflichtig (siehe Seminarprogramm).

Die Vorträge von Prof. Rolf Wernstedt („Alles Populismus?“) und Dr. Florian Hartleb (Einsame Wölfe/Neuer Rechtsterrorismus) sind für alle politisch interessierten Bürgerinnen und Bürger frei zugänglich. Viola von Cramon, Vorstandsvorsitzende des Sonnenberg-Kreises moderiert die anschließende Diskussion.

Einlass am Samstag, den 25. Mai 2019 ist um 18:15 Uhr, Vortragsbeginn um 18:45 Uhr.

Internationales Haus Sonnenberg, Clausthaler Straße 11, 37444 Sankt Andreasberg

Zum Seminarprogramm:

Referentinnen und Referenten und ihre Themen:

Der Politikwissenschaftler Dr. Florian Hartleb aus Tallinn forscht seit vielen Jahren zu populistischen Bewegungen und auch, wie sich diese Kräfte in Richtung Extremismus oder gar Terrorismus bewegen können. Hartleb war Gutachter der Stadt München zur Aufklärung der Hintergründe des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016. Er entdeckte vor den Ermittlungsbehörden unbemerkt gebliebene Verbindungen des Attentäters Sonboly zu weiteren autark handelnden rechtsextremen Aktivisten im Internet und verfasste zuletzt eine vielbeachtete lesenswerte Studie über „Einsame Wölfe“, erschienen im Oktober 2018 bei Hoffmann und Campe. Link mit Leseprobe des Buches: http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/einsame-woelfe-buch-10097/

Prof. em. Christian Kock ist Sprachwissenschaftler und hatte einen Lehrstuhl für Rhetorik an der Universität Kopenhagen. Er ist in Dänemark der bekannteste Experte für den spezifischen Sprachgebrauch der Politiker und Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel zum Thema. In „De svarer ikke“ (Dt.: „Sie antworten nicht“) beschäftigte er sich 2011 mit den zahlreichen Möglichkeiten rhetorischer Verdrehungen, Ausflüchte, unbegründeten Abweisungen von Gegenargumenten in politischen Debatten, besonders auch unter den in Dänemark sehr erfolgreichen rechtspopulistischen Politikern. Am 5. Juni wird in unserem Nachbarland gewählt und es werden vermutlich drei ultrarechte Parteien ins Folketing einziehen, darunter der extremistische Provokateur und YouTube-Phänomen Rasmus Paludan.

Prof. Rolf Wernstedt, ehemaliger Nds. Kultusminister und Präsident des Niedersächsischen Landtags hat sich nicht nur in der Politik, sondern auch im Umfeld der Politischen Bildung verdient gemacht, zuletzt lange Jahre als Vorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Niedersachsen. Wernstedt ist dem IHS seit langer Zeit verbunden und er ist Ehrenvorsitzender des Sonnenberg-Kreises.

Michael Höntsch, Referent am Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) in Hildesheim und früherer Landtagsabgeordneter und Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gegen Rechtsextremismus wird die Gegenstrategien der Politischen Bildung und besonders der Lehrerbildung in den Schulen gegen Rechtspopulismus und-extremismus und dessen Rhetorik behandeln.

Prof. Dr. Michael Gehler wird als Historiker und Lehrstuhlinhaber der Universität Hildesheim eine Einführung in die Geschichte des Rechtspopulismus liefern und wird besondere Einblicke aus seinem Geburtsland Österreich liefern, wo die rechte FPÖ von Heinz-Christian Strache gemeinsam eine Regierung mit der konservativen ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz bildet.

Vom Göttinger Institut für Demokratieforschung kommen die Politikwissenschaftlerinnen Dr. Teresa Nentwig und Klaudia Hanisch, die über den Populismus in Frankreich und Polen berichten werden. Marine Le Pen will den Front National zu einer regierungstauglichen Partei unter neuem Namen („Rassemblement National“) transformieren und ist längst stimmenstärker als die konservativen „Républicains“. In Polen regiert bereits seit Jahren die PiS, die alle Institutionen der polnischen Republik mit ihrer ultrakonservativen Ideologie zu infiltrieren versucht.

Dr. Ian King, früher Reader in Modern German Studies an der South Bank University in London, Vorsitzender der Tucholsky-Gesellschaft und Korrespondent deutscher Zeitungen für das Vereinigte Königreich, gibt einen Einblick in rechtsextreme Traditionen und moderne populistische Erscheinungen vor allem rund um den Brexit und die Kampagnen von Nigel Farage.

Mediale Aufmerksamkeit hat in letzter Zeit der fulminante Wahlsieg des Comedians Volodymyr Zelensky bei den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine erzeugt, über dessen populistischen Wahlkampf die Ukrainerin Yuliiya Amelina, die promovierte Agrarwissenschaftlerin ist, berichten wird.

Vom Haus Sonnenberg wird Bildungsreferent Clemens Wirries, Historiker und Politologe, einen Rundumschlag über Ideologie und Geschichte rechtspopulistischer Bewegungen in den Niederlanden unternehmen, wo schon lange vor Geert Wilders rechte Protestparteien erfolgreich waren. Bereits in den 1960er Jahren markierten Wahlerfolge von „Boer“ Hendrik Koekoek eine Gegenreaktion auf die neuen sozialen Bewegungen z.B. der Studierenden, „Provos“, „Kabouter“ und „Kraker“.

Fotos der Referentinnen und Referenten (sämtliche Fotos privat):

Dr. Florian Hartleb

Prof. em. Christian Kock

Prof. Rolf Wernstedt

Michael Höntsch

Prof. Dr. Michael Gehler

Dr. Teresa Nentwig

Klaudia Hanisch, M.A.

Dr. Ian King

Yuliiya Amelina, PhD

Clemens Wirries, M.A.

Viola von Cramon